{"id":260,"date":"2019-05-31T11:30:47","date_gmt":"2019-05-31T11:30:47","guid":{"rendered":"http:\/\/communitysupported.org\/?p=260"},"modified":"2024-12-14T10:43:35","modified_gmt":"2024-12-14T10:43:35","slug":"solidarische-landwirtschaft","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/csx-netzwerk.de\/en\/solidarische-landwirtschaft\/","title":{"rendered":"Solidarische Landwirtschaft (Solawi\/CSA) – was ist das eigentlich?"},"content":{"rendered":"

Autorin: Mona Knorr<\/p>\n\n\n\n

Kosten und Ernte teilen \u2013 das ist das Grundprinzip von Solidarischer Landwirtschaft, kurz Solawi. Auf Englisch hei\u00dft das CSA = Community Supported Agriculture. Die \u00dcbersetzung mit \u201esolidarisch\u201c ist nicht so ganz genau, deshalb nennen sich einige solcher Projekte auch lieber \u201egemeinschaftlich getragene Landwirtschaft\u201c (z. B. die Ackerilla<\/a> in Leipzig). Unterst\u00fctzt wurde ich beim Schreiben dieses Artikels von Stephanie Wild vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft<\/a>, die mir noch ein paar Hintergrundinfos mitgegeben hat. Vielen Dank daf\u00fcr! <\/p>\n\n\n\n

Wie funktioniert eine Solawi\/CSA?<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

In einer Solawi \u00fcbernimmt eine Gruppe privater VerbraucherInnen die Kosten f\u00fcr eine Landwirtschaft (einen Hof oder Gem\u00fcsebaubetrieb) und bekommt daf\u00fcr die (gesamte) Ernte und ggf. weiterverarbeitete Produkte des Betriebes. Meist werden die Kosten am Anfang der Saison vorgestellt und solidarisch unter allen Mitgliedern der Verbrauchergruppe in Bietrunden aufgeteilt, die sich damit verpflichten, monatlich einen festen Betrag an den Betrieb zu zahlen. Die Ernte wird dann regelm\u00e4\u00dfig am Hof oder \u00fcber Abholstationen an die Mitglieder verteilt \u2013 i. d. R. beteiligen sich die Mitglieder aktiv an dieser Verteilung oder organisieren sie komplett selbst. Eine Solawi ist also eine Wirtschaftsgemeinschaft zwischen VerbraucherInnen und ErzeugerInnen, die Kosten, Verantwortung, Risiko und Ernte teilt. <\/p>\n\n\n\n

Sicherheit und Wertsch\u00e4tzung <\/strong><\/h4>\n\n\n\n

Die Erzeugerinnen haben dadurch Planungssicherheit f\u00fcr eine\nganze Saison und meist auch dar\u00fcber hinaus, weil viele  Mitglieder \u00fcber mehrere Jahre Teil einer CSA\nbleiben. Sie wissen, dass sie AbnehmerInnen f\u00fcr ihre Ernte haben und nichts\nwegschmei\u00dfen m\u00fcssen, gleichzeitig sind alle Kosten gedeckt, inklusive der L\u00f6hne.\nDie ErzeugerInnen sind unabh\u00e4ngig vom Markt und m\u00fcssen sich nicht mehr dessen\nPreisen und Mechanismen beugen, so dass sie mehr Wert auf nachhaltige\nBewirtschaftung, Humusaufbau, Artenschutz und soziales Miteinander legen\nk\u00f6nnen. Das sind laut Stephanie auch die Gr\u00fcnde, warum bestehende Betriebe auf\ndas Solawi-Modell umstellen \u2013 die Wertsch\u00e4tzung f\u00fcr die eigene Arbeit, das\nunmittelbare Feedback und die Sicherheit, dass die Arbeit bezahlt ist. So sei\nes schon vorgekommen, dass H\u00f6fe erstmal nur einen Teil auf Solawi umstellen\nwollten \u2013 und nach kurzer Zeit und den positiven Erfahrungen komplett auf das\nneue Modell wechselten. Was mir besonders gut an Solawi gef\u00e4llt: Die einzelnen\nLebensmittel haben keinen Preis mehr, sondern einen Wert. Ich zahle nicht nur\nf\u00fcr Produkte, sondern unterst\u00fctze mit meinem Betrag ein ganzes Projekt, eine\nandere Art von Landwirtschaft und bin Teil einer Gemeinschaft an einem Ort.<\/p>\n\n\n\n

Das Solidarit\u00e4tsprinzip<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

\u201eDie Ernte teilen\u201c bedeutet, dass man auch sowohl gute als\nauch schlechte Ernten teilt. Jeder, der Mitglied einer Solawi ist, hatte sicher\nschon eine Salat- oder Gurken\u201cschwemme\u201c in seiner Kiste, gleichzeitig gibt es\nJahre, da sind nur sehr kleine Kartoffeln oder mickrige M\u00f6hren im Ernteanteil\noder Kulturen fallen ganz aus. Auf dem normalen Markt w\u00fcrde die B\u00e4uerin oder\nder Bauern f\u00fcr eine schlechte Ernte weniger Geld bekommen (oder bei einem\nErnteausfall gar keines). Bei einer CSA sind die Zahlungen der Mitglieder\ndagegen an den Betrieb gekoppelt, nicht an die Menge und die Qualit\u00e4t der\nProdukte. Eine schlechte Ernte ist deshalb nicht existenzbedrohend. Solawis\nsind allerdings sehr vielf\u00e4ltige Betriebe, die viele Sorten Gem\u00fcse anbauen und\nauch weitere Produkte erzeugen, z. B. Milch, K\u00e4se oder Brot \u2013 die Ernteanteile\nsind daher auch bei einem Ausfall einzelner Kulturen nicht leer. <\/p>\n\n\n\n

Solidarit\u00e4t herrscht in vielen Solawis auch unter den Mitgliedern. Die anonymen Bietrunden (verschiedene Varianten daf\u00fcr sind hier<\/a> zusammengestellt) erm\u00f6glichen es, dass jeder so viel Geld zum Projekt dazugibt, wie er oder sie zur Verf\u00fcgung hat \u2013 Hauptsache, alle Beitr\u00e4ge zusammen decken die vorgestellten Gesamtkosten. Solawis, die keine Bietrunden machen, sondern einen festen Mitgliedsbeitrag haben, versuchen diesen Aspekt z.B. \u00fcber \u201eSoli-Kisten\u201c mit in ihr System zu integrieren.<\/p>\n\n\n\n

Mich interessieren nat\u00fcrlich auch immer die Geschichten, in\ndenen diese Solidarit\u00e4t nicht nur auf dem Papier steht, sondern gelebt wird \u2013\nund da konnte mir Stephanie doch einige sch\u00f6ne Beispiele nennen, wie  Mitglieder nach einem Hochwasser oder einer\nPestizidabtrifft den Hof unterst\u00fctzt oder beim Ausfall des Betriebsleiters sogar\ndie ganze Arbeit f\u00fcr einige Zeit \u00fcbernommen haben. <\/p>\n\n\n\n

Solawis in Deutschland<\/strong><\/h4>\n\n\n\n

Solawis sind verschiedenen gro\u00df \u2013 das Netzwerk hat k\u00fcrzlich eine Erhebung dazu gemacht: In Deutschland gibt es momentan 31 Solawis bis 50 Mitglieder, 52 bis 100 Mitglieder, 46 bis 200 Mitglieder und 36 Solawis haben \u00fcber 200 Mitglieder. Die gr\u00f6\u00dfte Solawi ist das M\u00fcnchner Kartoffelkombinat mit 1600 Mitgliedshaushalten (einer davon bin ich!). Es gibt aktuell \u00fcbrigens 131 rein vegetarische Solawis mit Obst und Gem\u00fcse und 107, die auch tierische Produkte erzeugen. Nicht alle der Betriebe sind zu 100% Solawi \u2013 einige haben parallel noch eine Direktvermarktung, verkaufen beispielsweise im Hofladen, auf dem Wochenmarkt oder beliefern noch ausgew\u00e4hlte Restaurants. Die meisten Solawis wurden in den letzten 2-3 Jahren gegr\u00fcndet – es ist also davon auszugehen, dass viele noch ein ein bisschen wachsen werden und auch noch mehr dazukommen (hoffentlich!).<\/p>\n\n\n\n

Das Netzwerk solidarische Landwirtschaft<\/strong><\/h4>\n\n\n\n
\"\"<\/figure>\n\n\n\n

Das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft <\/a>setzt sich daf\u00fcr ein, das Prinzip der solidarischen bzw. gemeinschaftlich getragenen Landwirtschaft breiter bekannt zu machen. Es bietet Projekten au\u00dferdem vielf\u00e4ltige Unterst\u00fctzung und f\u00f6rdert durch Regional- und Arbeitsgruppen die Vernetzung. Auf der Website kannst du au\u00dferdem nach Solawis in deiner N\u00e4he suchen und in der Mediathek findest du noch weitere Informationen zum Thema CSA\/Solawi. Auch wenn du nicht Mitglied in einer Solawi bist, aber die Idee der solidarischen Landwirtschaft unterst\u00fctzen willst, kannst du Mitglied im Netzwerk werden.<\/p>\n\n\n\n[Der Artikel erschien zuerst auf dem mittlerweile aufgel\u00f6sten Blog communitysupported.org und wurde im Juli 2021 auf diesen Blog \u00fcbertragen. Die Zahlen wurden nicht aktualisiert.]","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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