Warum brauchen wir Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften?
In der klassischen Wirtschaft besteht – wenn überhaupt – der einzige Kontakt zwischen Produzent*innen und Konsument*innen im Moment des Kaufs. “Gemeinschaftsgetragen” bedeutet hingegen, dass sich beide Gruppen immer wieder an einen Tisch setzen. Sie bestimmen, wie produziert wird. Sie legen Standards wie faire Löhne und eine ökologische Produktionsweise fest. Sie tragen gemeinsam die Kosten und das Risiko. Produzent*innen gewinnen Sicherheit, Verbraucher*innen gestalten ihre Versorgung aktiv mit und beide profitieren von einer wertschätzenden Kooperation.
Woher kommt diese innovative Form des Wirtschaftens?
Von Community Supported Agriculture (CSA) zu Gemeinschaftsgetragenem Wirtschaften (CSX)
Community Supported Agriculture (dt.: Solidarische Landwirtschaft/Solawi) funktioniert nach dem Prinzip “Kosten und Ernte teilen”: Eine Gruppe von Menschen bildet eine Gemeinschaft und legt die gesamten laufenden Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs auf alle Mitglieder um. Dies verändert die Beziehung zwischen Konsument*innen und Produzent*innen – sie tragen gemeinsam das Risiko und die Verantwortung für die Produktion der Lebensmittel und die Entwicklung der Organisation. Die Erzeugnisse werden nicht mehr für einen Marktpreis verkauft, sondern an die Mitglieder verteilt, denn die laufenden Kosten sind durch die Beiträge der Mitglieder bereits gedeckt.
Dieses Prinzip lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen – von einem gemeinschaftlich getragenen Gesundheitszentrum über Energieversorgung, Handwerk, Gastronomie und kreative Dienstleistungen bis hin zu Anbieter*innen von Freizeitaktivitäten.
Community Supported Agriculture (CSA) wird also zu Community Supported X. Deshalb sprechen wir von CSX.
Aktuelle Veranstaltungen
12.01.2025 Gemeinschaftlich, künstlerisch, zyklisch durch das Jahr
Melde dich bis zum 12.01.2025 bei “Holles Rad: Künstlerisch, gemeinschaftlich, zyklisch durch das Jahr” an. Warum zyklisch? Das Gebären, Leben, Sterben, Vergehen und Kompostieren – leben findet in Zyklen statt, nicht auf einer Linie des Fortschritts. Holles Rad begleitet Dich mit Kunst, Geschichten, Prozessbegleitung und Gemeinschaftsbildung in Deinem Jahr. Alles ist eine Einladung. Gern kannst Du auch nur bei einzelnen Elementen dabei sein.
10.-11.02.2025 SWITCH 1. Workshop (Präsenz)
Ihr sucht ein resilientes und nachhaltiges Geschäftsmodell? Lasst euch inspirieren und begleiten in dem Auf- und Ausbau eines zukunftsweisenden Unternehmens- und Organisationskonzepts! Dieser Workshop bildet dafür den Startschuss.
Meldet Euch bis zum 30.11.2024 an!
Mehr Infos im Beitrag.
Eine Wirtschaft ohne Preise: sozial und ökologisch
Unsere Wirtschaft versagt angesichts des sich beschleunigenden Klimawandels und wachsender sozialer Ungleichheiten. Deshalb braucht es eine regionale und unabhängige Versorgung, die zukunftsfähig ist. Beim Gemeinschaftsgetragenen Wirtschaften gelingt das, indem Konsument*innen und Produzent*innen ihre Versorgung zusammen organisieren. Die gesamten laufenden Kosten eines Jahres werden durch die Beiträge der Mitglieder gedeckt. Die Produkte und Dienstleistungen werden nicht mehr für einen Marktpreis verkauft, sondern gezielt auf die Bedürfnisse der Mitglieder hin produziert und verteilt. Dieser Zusammenschluss führt zu finanzieller Sicherheit für die Anbietenden und ermöglicht ihnen, mehr Wert auf ökologische und soziale Aktivitäten zu legen.
Der Kern Gemeinschaftsgetragener Unternehmen ergibt sich für uns aus der Analyse bestehender CSA-Betriebe (siehe Hintergrundpapier oder hier Grundlagenpapier). Durch die Anwendung dieser innovativen Unternehmensform in anderen Bereichen gewinnt die Bewegung an Vielfalt: Es entstehen unterschiedliche Formen, neue Erweiterungen werden ausprobiert.
Daher ist unsere Beschreibung gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens ein andauernder und offener Prozess.
Prosumieren statt Konsumieren
Diese innovative Form des Wirtschaftens ermöglicht eine Versorgung mit Dienstleistungen und Produkten: Indem Verbraucher*innen und Produzent*innen ihre Versorgung gemeinsam in die Hand nehmen, verschwimmen die Grenzen zwischen Produktion und Konsum. Mitglieder werden zu Prosumentinnen und Prosumenten. Sie teilen die Kosten und die Verantwortung, also das unternehmerische Risiko. Gleichzeitig profitieren sie vom Zugang zu sozial und ökologisch produzierten Gütern. Das Ergebnis ist eine neue Gemeinschaft basierend auf Vertrauen und Verantwortung.
Insgesamt lebt diese Art zu Wirtschaften von der veränderten Rolle und Haltung von Produzent*innen und Konsument*innen. Diese spiegelt sich in den kooperativen Beziehungen zwischen ihnen wieder. Wichtige Voraussetzung dafür ist eine stets überschaubare Organisationsgröße.
Was ist Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften?
Gemeinsame Finanzierung der laufenden Kosten durch Prosument*innen
Der Kern gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens ist das neue unternehmerische Selbstverständnis von Prosument*innen verbunden mit der gemeinsamen Finanzierung der laufenden Kosten. Dabei werden die Betriebskosten (das Budget) eines Jahres durch die Beiträge der Mitglieder für ein Wirtschaftsjahr verbindlich finanziert.
Direkte Beziehungen
Die Herstellung und Bereitstellung der Produkte und Dienstleistungen wird nahräumlich (“So nah wie möglich, so fern wie nötig”) organisiert. Der Zusammenschluss fördert den Austausch zwischen den Anbietenden und den Mitgliedern, sowie den Mitgliedern untereinander. Dafür werden z.B. Treffen und Veranstaltungen organisiert.
Transparenz
Das Budget wird von den Anbieter*innen offengelegt*, ebenso die Standards der Produktion und die Verwendung der Mittel. Auch Entscheidungen werden transparent gemacht.
Beiträge statt Preise
Die Mitglieder zahlen regelmäßige Beiträge zur Deckung der laufenden Kosten i.d.R. für ein Jahr. Die Güter/Dienstleistungen, die sie erhalten, haben deshalb keinen Preis mehr. Die Beitragshöhe kann solidarisch festgelegt werden (siehe “Solidarische Finanzierung”).
Kostendeckung
Das Budget ist kostendeckend geplant (keine Gewinnorientierung). Das Bilden von Rücklagen ist möglich.
Vorfinanzierung
Die Beiträge werden für ein Jahr im Voraus festgelegt und in regelmäßigen Abständen gezahlt.
Verantwortung & Risiko teilen
Durch die Vorfinanzierung des Jahresbudgets wird das unternehmerische Risiko auf alle Mitglieder verteilt. Produktionsausfälle werden entsprechend von allen Mitgliedern gemeinsam getragen. Gleichzeitig profitieren alle von entstehenden Chancen – so werden etwa Produktionsüberschüsse auf alle Mitglieder verteilt.
CSX weiterdenken
Diese Merkmale existieren nur in einigen CSX-Unternehmen und sind dort auch unterschiedlich ausgeprägt:
Solidarische Finanzierung
Die Mitglieder zahlen unterschiedlich hohe Beiträge, je nach ihren finanziellen Möglichkeiten. Die Höhe dieser Beiträge wird z.B. in Bietrunden festgelegt.
Gemeinsam entscheiden
Die Mitglieder einer CSX entscheiden partizipativ, welche Güter, wie und in welcher Menge produziert werden.
Ko-Produktion
Die Mitglieder der Gemeinschaft werden durch freiwillige Eigenarbeit oder verbindliche Mitarbeit aktiv in die Produktion und Organisationsentwicklung eingebunden.
Gemeinschafts-
eigentum
Die Produktionsmittel der CSX gehören den Mitgliedern. Dies ist z.B. in genossenschaftlich organisierten CSX der Fall.
Der Kern Gemeinschaftsgetragener Unternehmen ergibt sich für uns aus der Analyse bestehender CSA-Betriebe (siehe Hintergrundpapier). Durch die Anwendung dieser innovativen Unternehmensform in anderen Bereichen gewinnt die Bewegung an Vielfalt: Es entstehen unterschiedliche Formen, neue Erweiterungen werden ausprobiert.
Daher ist unsere Beschreibung gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens ein andauernder und offener Prozess.
Kennenlern-Termine
Wenn du wissen möchtest, was das CSX Netzwerk ist, wie gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften funktioniert und/oder wenn du Mitglied bei uns werden möchtest, bist du herzlich eingeladen, dazuzustoßen.
Bitte melde dich dafür bei unserem Willkommens-Team unter:
mitmachen [at] csx-netzwerk.de